Hee-Chan Hwang wurde am 26. Januar 1996 in Chuncheon geboren. Die gesamte Familie – Eltern, Schwester und Großeltern – zog nach seiner Geburt nach Bucheon. Mit 11 Jahren zog es den heute 1,77 m großen Offensiv-Spieler alleine nach Uijeongbu. Nur einige Monate später wurde Hee-Chan Hwang in Pohang sesshaft, wo er bis zu seiner Österreich-Reise beheimatet war.

Seine ersten sportlichen Erfahrungen machte der Südkoreaner allerdings mit Taekwondo, das er bis zu seinem achten Lebensjahr mit viel Enthusiasmus ausübte. Fortan versuchte sich der junge Hee-Chan Hwang jedoch nicht nur im Kampfsport, sondern begann auch mit dem Fußball. Die Begeisterung für den Ball wurde immer größer, sodass er sich nur noch auf den Teamsport konzentrierte. Seit der Heim-Weltmeisterschaft 2002, als Südkorea den sensationellen vierten Platz belegte, gab es einen großen Aufschwung, der Hee-Chan Hwang zusätzlich antrieb, hart an sich zu arbeiten.

Im aktuellen FC Liefering-Elfer erzählt der 19-jährige Hee-Chan Hwang über seine Zeit in Südkorea, sein Highlight bei den nationalen Meisterschaften 2014, die Unterschiede zwischen Österreich und Südkorea, wie er sich bereits beim FC Liefering eingelebt hat und wo er selbst noch Verbesserungspotenzial hat.

Beschäftigt man sich in Südkorea mit dem europäischen Fußball? Ist auch Österreich präsent?
Die europäischen Top-Ligen – Deutschland, England, Spanien – sind selbstverständlich auch in Südkorea stark präsent und werden von der Bevölkerung genau mitverfolgt. Mit den kleineren Ligen wie Frankreich, Holland oder Österreich beschäftigen sich nicht sonderlich viele Leute, das Interesse hält sich in Grenzen. Ich habe mich auch erst Ende 2014 mit den österreichischen Ligen intensiv auseinandergesetzt (lacht).

Du bist im aktuellen Transferfenster von den Pohang Steelers nach Salzburg gewechselt. Wie ist der Wechsel zustande gekommen?
Irgendwann habe ich mit meinem Berater darüber gesprochen, dass seitens des FC Red Bull Salzburg bzw. des FC Liefering großes Interesse an meiner Person besteht. Daraufhin haben wir uns gemeinsam einige Videos angeschaut, damit ich mir ein besseres Bild machen kann. Ich war von Beginn an von der Spielweise und der Dynamik begeistert. In weiterer Folge wurde ich einige Male von Scouts beobachtet. Einen zusätzlichen Druck habe ich mir da nicht gemacht, da ich mir damit früher bei meinen Nachwuchs-Nationalteam-Einsätzen schon öfters selbst im Weg gestanden bin – ich wollte einfach zu viel. Im Endeffekt haben wohl zwei Spiele den Ausschlag gegeben. Beim ersten Spiel haben wir gegen unseren schärfsten Konkurrenten gespielt – da war ich bis in die Haarspitzen motiviert, und bei der koreanischen Meisterschaft habe ich auch mit einer super Leistung aufzeigen können. Rund um meinen 18. Geburtstag ist dann mein Wunsch, nach Europa zu kommen, in Erfüllung gegangen. Ich habe mich sehr gefreut.

Mittlerweile hast du schon ein paar Trainingseinheiten und Spiele in den Beinen. Wie ist dein Eindruck von der Art und Weise, wie hier Fußball gespielt wird und von der Mannschaft?
Ich habe mir anhand der Videos schon meine Meinung über den Fußball in Salzburg gebildet, die sich definitiv in den ersten Wochen bestätigt hat. Im Dezember war ich beim Europa League-Spiel gegen Astra Giurgiu bereits in der Red Bull Arena, da konnte ich mir das Ganze erstmals live ansehen. Alles geht sehr schnell, mit einer enormen Grunddynamik – egal, ob im Training oder beim Spiel. Das System, welches gespielt wird, ist mir wirklich wie auf den Leib geschnitten. In unserer Mannschaft herrscht eine super Atmosphäre – alle helfen immer zusammen. Ich arbeite sehr hart an mir, denn ich will unbedingt in die erste Mannschaft. Das ist mein Ziel, dem ich sehr viel unterordne.

Wo liegen die größten Unterschiede zwischen Südkorea und Österreich?
Im Endeffekt würde ich die Unterschiede auf drei Säulen stellen: Fußball, Essen und vor allem die Lebenskultur. In Südkorea haben wir am Tag vier Mal trainieren müssen, was irgendwann ein wenig langweilig wird. Da wurden die Gruppen häufig durchgemischt, auch mit vielen ganz jungen Spielern. Das Niveau klaffte oft weit auseinander und das Konfliktpotenzial war somit höher. In Liefering genieße ich genau das Gegenteil – zwei Trainings am Tag, abwechslungsreich und ein ausgeglichenes, hohes Niveau. Zudem ist der Alters-Schnitt sehr ähnlich.

Die österreichische Küche, auch wenn die Speisen viel salziger sind als in Korea, habe ich schon sehr lieb gewonnen und mich gut angepasst. Es gibt einige äußerst leckere Gerichte.

Der größte Unterschied im Bereich der Kultur ist der Respekt vor älteren Menschen, in Korea herrscht eine strikte Hierarchie. Sobald jemand älter ist als man selbst, muss man sich dem beugen und darf nicht alles kundtun, was einem auf dem Herzen liegt. Hier kann man Dinge kritisieren und offen mit älteren Personen sprechen – die Gespräche haben einfach eine angenehmere Atmosphäre. Diesen Vorzug genieße ich hier in Salzburg.

Was zeichnet dich am Spielfeld aus? Was sind deine Stärken?
Im Normalfall spreche ich nicht so gerne darüber, das finde ich komisch. Ich vertrete den Standpunkt, dass lieber andere Menschen meine Stärken und Qualitäten beurteilen sollen. Generell bin ich aber ein sehr schneller Spieler, der gerne angriffslustig agiert, die Offensive forciert und zielstrebig in diese Richtung arbeitet.

Wo siehst du selbst Schwachstellen in deinem Spiel, die du unbedingt verbessern musst?
An meiner Konzentration muss ich noch arbeiten. Wenn es gut läuft, läuft es eh wie von selbst. Ab und zu falle ich aber in ein Loch, wo mir kleine Fehler passieren, die sich dann häufen können. Das muss ich unbedingt verbessern und bestmöglich abstellen. Zudem mussten wir in Korea nach einer Führung im Spiel defensiver spielen und den Vorsprung richtig verwalten. Ich bin gerade in einem Umdenkprozess, da wir beim FC Liefering immer weiter nach vorne spielen, nicht zurückschalten und versuchen, weitere Tore zu erzielen.

Welches Spiel war dein bisheriges „Karriere-Highlight“ und warum ist dir genau diese Partie in Erinnerung geblieben?
Wie schon anfangs erwähnt, gibt es in meiner Heimat einmal im Jahr ein großes Sport-Event: die koreanischen Meisterschaften. Das betrifft nicht nur Fußball, sondern auch alle anderen Sportarten. Ende Oktober haben insgesamt 16 Mannschaften aus den einzelnen Regionen teilgenommen. Ich habe im ersten Spiel eine wirklich ordentliche Leistung abgeliefert. Das ist auch den Scouts von Red Bull Salzburg aufgefallen. Da kurz darauf mein Wechsel nach Salzburg fixiert wurde, gehört dieser Moment mit Sicherheit zu meinen größten Highlights.

Bist du alleine hier in Salzburg oder hast du deine Familie mitgenommen?
Ich bin alleine nach Salzburg gekommen. Es war mein ausdrücklicher Wunsch, da ich einfach alles selbst meistern wollte und erstmals ganz auf mich alleine gestellt bin. Mit meiner Familie versuche ich trotzdem viel Kontakt zu halten.

Hast du schon Zeit gefunden, um ein wenig Deutsch zu lernen? Wenn ja, was kannst du schon?
Als der Wechsel nach Österreich in trockenen Tüchern war, habe ich bereits in Korea einen Deutschkurs besucht, den ich jetzt natürlich in Salzburg weiterführe. Ich wollte mich bestens vorbereiten. Für einen Koreaner ist die deutsche Sprache gar nicht so einfach zu erlernen, da sie ein ganz anders Sprachschema hat. Mittlerweile kann ich schon viele Dinge, die ich fleißig in der Praxis anwende. Verhungern müsste ich also nicht mehr (lacht).

Salzburg ist eine Kultur-Stadt. Was hast du davon schon gesehen bzw. erlebt?
Ich habe mir die Innenstadt und die Festung schon angesehen. Salzburg ist wirklich eine wunderschöne Stadt, die wie gezeichnet wirkt. Ich freue mich, wenn meine Freundin zu Besuch kommt und wir die Gegend zu zweit erkunden können.

Was machst du in deiner Freizeit, um vom Fußball abzuschalten und wieder Kraft für die bevorstehenden Spiele zu tanken?
In Korea hatte ich mehrere Möglichkeiten, meine Freizeit zu verbringen. Ich war viel mit Freunden unterwegs. Wir waren oft gemeinsam essen, aber auch im Kino. In Salzburg ist die Gestaltung ein wenig schwierig, da ich mit allem noch nicht so vertraut bin und doch noch sprachliche Barrieren vorhanden sind. Ich bin momentan in einer Findungsphase, aber sehr optimistisch, dass ich auch in diesem Bereich bald einen guten Ausgleich für mich finde.