Fabian Bredlow wurde am 2. März 1995 in Berlin geboren und ist im Bezirk Tempelhof-Schöneberg (Lichtenrade) mit seinen Eltern aufgewachsen. Mit fünf Jahren begann der heute 19-Jährige mit dem Fußball, allerdings nicht als Torhüter, sondern als Feldspieler. In seinem sechsten Lebensjahr zog seine Familie in ein Einfamilienhaus. Aufgrund der geringen Entfernung zu Leipzig (eine Zug-Stunde) waren auch das Fußballprojekt von Red Bull in Deutschland und der Standort in Salzburg immer wieder Thema, zumal die Salzburger mit beachtlichen internationalen Erfolgen in der Vergangenheit als österreichischer Verein oftmals auf sich aufmerksam gemacht haben.

Nach einigen erfolgreichen Schuljahren wechselte Fabian Bredlow – damals in der 11. Klasse – nach Leipzig, wo er nicht nur den nächsten Schritt in seiner Fußball-Karriere setzte, sondern auch 2014 sein Abitur positiv abschließen konnte. Genau rechtzeitig vor seinem Wechsel nach Salzburg.

Zuletzt war Fabian Bredlow auch beim 1:0-Erfolg des DFB-U20-Nationalteams gegen die Türkei im Einsatz – ein Zu-null-Erfolg, der für einen Türhüter einen äußerst wichtigen Wert darstellt.

Was für den 1,91 m großen Spieler die wichtigsten Torhüter-Eigenschaften sind, was ihn als Mensch auszeichnet, warum er ab und zu noch mutiger sein sollte, und warum er in der Therme abschalten kann, kann im aktuellen „FC Liefering-Elfer“ nachgelesen werden.

Normalerweise wollen Kinder immer Stürmer werden. War Torhüter schon immer deine Wunschposition, oder wie hat sich das ergeben?
Das Ziel von Kindern ist es, viele Tore zu erzielen und damit im Fokus bzw. im Mittelpunkt zu stehen. Am Anfang war das bei mir natürlich genauso, aber irgendwann war ich nicht mehr der beste Feldspieler bzw. nicht mehr schnell genug. Einige Leute haben mir immer und immer wieder gesagt, dass ich so gute Reflexe habe – daraufhin habe ich mit 12 Jahren entschieden, mich im Tor zu versuchen. Bei meinem ersten Hallenturnier wurde ich gleich zum besten Torhüter gewählt, was ein super Einstand war. Mittlerweile kann ich mir gar nichts anderes mehr am Feld vorstellen.

Momentan steht der FC Liefering auf dem zweiten Tabellenplatz. Bist du mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden?
Wir sind von Beginn an gut gestartet, und unsere Zielsetzung ist ganz klar: Wir möchten uns unter den ersten Drei etablieren. Ich denke, da sind wir sehr gut auf Kurs, zumal wir uns schon einen größeren Abstand zum Vierten erarbeitet haben. Wenn wir konstant unsere Leistungen bringen, können wir den LASK sicherlich noch ärgern bzw. vielleicht sogar überholen. Das muss ganz klar unser Anspruch sein, dass wir uns mit unserer Qualität im Führungstrio festsetzen, auch wenn wir aufgrund unseres Alters teilweise noch sehr unerfahren sind. Ich denke, wir können bis jetzt äußerst stolz auf unsere Leistung und die Ergebnisse sein.

Wie stufst du deine Leistung und deine Entwicklung ein? Bist du zufrieden?
Seit ich beim FC Liefering spiele, habe ich einen sehr großen Schritt nach vorne gemacht. Die Trainingsqualität ist hier höher, als sie zum Schluss in Leipzig war – da musste ich wieder vermehrt mit der U19 trainieren. Der Sprung von der U19 zu den Profis ist natürlich immens, aber ich bin überzeugt, dass mir der Tempowechsel und die höhere Spiel-Qualität richtig gut getan haben. Wir spielen regelmäßig vor einigen Zuschauern, und das Fernsehen ist bei allen Spielen dabei. Das ermöglicht einen anderen Fokus und erhöht natürlich auch den Druck ein wenig.

Wo liegen deine Stärken und wo hast du noch Verbesserungspotenzial?
Meine Stärken liegen definitiv in den 1:1-Situationen, in der Raumbeherrschung und in der Antizipation. Ich erahne beispielsweise lange Pässe sehr früh und kann sie rechtzeitig ablaufen bzw. klären. Ich bin ein sehr geduldiger Typ, was mir als Torhüter sehr entgegenkommt. Als letzter Mann sollte man schnell und vor allem kurz von hinten herausspielen – da habe ich definitiv noch Verbesserungspotenzial. Da kann ich sicherlich noch mutiger agieren und öfters den flachen Pass zum Sechser suchen. Generell muss man sich kontinuierlich in allen Bereichen entwickeln und darf nichts weglassen. Das Torhüter-Training ist da sehr breit gefächert – den Rest müssen wir individuell trainieren und an uns arbeiten.

Ein Stürmer wird bekanntlich an den erzielten Toren gemessen. Du hast in dieser Saison in 16 Liga-Spielen fünf Mal zu null gespielt! Ist das für euch Torhüter eine wichtige Komponente bzw. der entscheidende Wert?
Für einen Torhüter ist es der entscheidende Wert, an dem wir gemessen werden. Erhalten wir als Torhüter keinen Treffer, kann das Spiel schon mal nicht verloren werden. Wenn man nach 90 Minuten einen Blick auf die Anzeigetafel wirft und es steht die Null, kann man zufrieden sein. Wenn man beispielsweise fünf 100%ige Chancen zunichtemacht, man aber trotzdem drei Tore bekommt, spricht davon keiner mehr. Der Grat ist ein ganz schmaler. Anders ist das natürlich, wenn man kein Tor erhalten hat, denn da schließen die meisten Leute gleich auf eine gute Leistung des Torhüters, auch wenn dies vielleicht nicht immer der Fall ist.

Du trainierst öfters mit Peter Gulacsi und Alexander Walke. Was sind deine Erfahrungen mit den beiden?
Sowohl von Peter als auch von Alex kann man sich beim gemeinsamen Training sehr viel abschauen, da sie manche Situationen anders und besser lösen, als ich es getan hätte. Beide Torhüter sind älter, ruhiger und vor allem routinierter als ich, was ihnen eine andere Sichtweise auf gewisse Situationen ermöglicht. Da spielt die Erfahrung im Profi-Training ebenfalls eine entscheidende Rolle. Die beiden sind super Typen, aber total bodenständig und hilfsbereit. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass ich jederzeit mit ihnen sprechen kann, wenn ich Hilfe brauche. Nicht nur sportlich, sondern auch menschlich, sind Peter und Alex Vorbilder.

Welche drei Eigenschaften muss ein guter Torhüter mitbringen und warum?
Ein Torhüter sollte auf alle Fälle ein sehr geduldiger Typ sein. Es gibt Spiele, in denen man 70 Minuten nicht geprüft wird und nichts zu tun hat, aber genau dann, wenn es darauf ankommt, muss man wach, fokussiert und konzentriert sein – egal ob bei Rückpässen, Schüssen, Freistößen, 1:1-Situationen etc.! Es wird erwartet, dass ein Torhüter mutig und offensiv spielt – eine Art Libero gegen den Ball. Man soll sich am Spiel aktiv beteiligen und nicht auf der Linie warten, bis der Stürmer auf einen zuläuft. Neben den mentalen gibt es natürlich auch die physischen Eigenschaften. Ideal ist es, wenn ein Torhüter groß ist und über eine super Sprungkraft verfügt, damit er bei Flanken höher springt als der Gegner oder sich gut vom Boden abdrückt, um auch Bälle aus der Ecke fischen zu können.

Was machst du in deiner Freizeit, um vom Fußball abzuschalten und wieder Kraft für die bevorstehenden Spiele zu tanken?
Meine Freundin kommt fast jedes Wochenende von Berlin nach Salzburg, sodass ich meine Freizeit primär mit ihr verbringe. Wir gehen dann oft mit ihrem Hund spazieren und genießen einfach die Zeit zusammen. Ansonsten gehe ich gerne ins Kino oder lasse es mir auch gerne einmal in einer Therme richtig gut gehen. In der Freizeit ist es für mich enorm wichtig, vom Fußball abzuschalten. Beim FC Red Bull Salzburg und FC Liefering steht man immer unter einem gewissen Druck, daher genieße ich es, wenn ich einmal kein Fußballer sein muss, sondern „nur“ der Freund oder Kumpel. Wenn mir das gelingt, sammle ich wieder viel Kraft für die bevorstehenden Aufgaben.

Was sollte man abseits des Fußballs noch über Fabian Bredlow wissen?
Ich bin ein sehr familienbezogener Mensch, auch wenn es aufgrund der Entfernung nicht immer einfach ist. Ich bin sehr dankbar, dass meine Familie von Beginn an hinter mir gestanden ist, mich immer unterstützt hat und mich Schritt für Schritt auf meinem Weg begleitet hat – egal, ob ich nach Leipzig oder jetzt nach Salzburg gewechselt bin. Wir versuchen natürlich, uns so oft wie möglich zu sehen. Was mir ansonsten noch sehr wichtig ist, ist die Pflege von Freundschaften mit Leuten, die ich schon sehr lange kenne. Ich bin ein lockerer Typ, mit dem man über alles reden kann, der gerne Spaß hat und für viele Dinge zu begeistern ist.

Du bist im Sommer von Leipzig nach Salzburg übersiedelt. Welche Vorzüge hat Salzburg? Fühlst du dich wohl?
Am Anfang war die Situation in Salzburg nicht gerade einfach für mich, da ich von meiner Familie und meinen Freunden weit weg war. Ich habe nach meinem Wechsel zuerst im Hotel gewohnt. Man ist nicht in seinen eigenen vier Wänden, und es fühlt sich alles fremd und wenig vertraut an. Gott sei Dank habe ich schnell eine passende Wohnung gefunden und meine Mannschaftskollegen haben mir bei der raschen Integration geholfen. Salzburg ist eine wunderschöne Stadt mit vielen Bergen herum. Meine Eltern sagen immer zu mir: „Du hast ja bei dem Ausblick jeden Tag Urlaub!“ (lacht). Für uns Berliner ist und bleibt Österreich einfach ein Urlaubsland. Wenn man diesen Ansichtspunkt dann noch mit dem Arbeitsplatz verknüpfen kann, ist das super. Ich fühle mich richtig wohl und genieße die Salzburger Innenstadt. Momentan ist alles perfekt.

Angenommen, du müsstest dich selbst mit 5 Wörtern beschreiben – welche wären das und warum genau diese?
Ehrlichkeit: Ich bin ein sehr ehrlicher Mensch, der immer sagt, was er sich denkt – auch wenn es nicht immer allen Leuten passt. Es ist sehr wichtig, dass man sein Gesicht wahrt. Es ist eine wichtige Charaktereigenschaft, die bei mir ganz vorne steht.
Vernünftigkeit: Ich war beispielsweise nie eine Person, die lange unterwegs war und ewig gefeiert hat – das ist überhaupt nicht mein Ding. Ist ja auch für meinen Beruf kontraproduktiv.
Verantwortungsbewusstsein: Als Torhüter trägt man von Natur aus eine gewisse Verantwortung, da man der letzte Spieler am Platz ist und die Mitspieler von hinten heraus dirigieren muss. Diese Eigenschaft übertrage ich auch gerne ins Private. Wenn es beispielsweise darum geht, Reisen zu planen, ist das genau meines. Das macht mir richtig viel Spaß.
Humor: Ich kann über sehr viele Dinge lachen. Wenn man einen Tag nicht lacht, ist das ein verlorener. Daher schaue ich mir auch gerne Komödien an.
Zielstrebigkeit: Wenn ich ein Ziel vor Augen habe, versuche ich das schnellstmöglich zu erreichen. Ich habe bei einem sehr kleinen Verein mit dem Fußballspielen begonnen und bin dann in der C-Jugend zu einem etwas größeren Club gewechselt. Was ich damit sagen möchte, ist, dass ich in meiner noch jungen Karriere immer Schritt für Schritt gemacht habe und mich kontinuierlich auf ein besseres Niveau begeben habe. Es war definitiv nicht so, dass ich von einem kleinen Verein gleich zu einem großen gekommen bin – ich habe mir jeden Schritt hart erarbeitet. Ich wusste immer, was ich erreichen möchte und was ich dafür tun muss, auch wenn ich viel geopfert habe auf diesem Weg. Fußball ist meine Leidenschaft, aber schlussendlich geht es immer um den Beruf.