Luan Leite da Silva wurde am 31. Mai 1996 in Brasilien geboren und ist in Campo Grande im Dorf Mato Grosso Do Sul gemeinsam mit seinen Eltern und seiner jüngeren Schwester aufgewachsen. Wie viele seine Landsmänner hat Luan seine „Karriere“ auf der Straße begonnen, allerdings beim Futsal. Erst im Laufe der Zeit konnte er sich mit dem größeren Feld anfreunden.

In den letzten Jahren war der 18-Jährige bereits einige Male in Salzburg und konnte 2011 mit seiner Mannschaft (Red Bull Brasil) den ausgezeichneten zweiten Platz bei der Next Generation Trophy erreichen. Seit Januar 2015 gehört Luan zum Kader des FC Liefering, wo er im März 2015 beim 3:1-Heimerfolg gegen den LASK in der Sky Go Ersten Liga als rechter Verteidiger debütierte und 45 Minuten absolvierte.

Im aktuellen FC Liefering-Elfer spricht der gelernte Innenverteidiger über seine bisherigen Erfahrungen in Österreich, warum er mit seinen brasilianischen Freunden auf die Kochkünste von Lucas Venuto vertraut, warum er André Ramalho und Felipe Pires als Vorbilder sieht, welche Charaktereigenschaften ihn auszeichnen und welche Ziele er in Salzburg verfolgt.

Wem hast du es zu verdanken, dass du zum Fußball gekommen bist?
Ich bin schon in jungen Jahren im Wohnzimmer dem Ball nachgelaufen und habe in alle Richtungen geschossen. Meine Eltern waren der Meinung, dass ich das nicht so schlecht mache (lacht). Angefangen habe ich schlussendlich mit acht Jahren, auf der Straße. Wir haben immer Futsal gespielt! Im Laufe der Zeit haben wir uns auch mit dem großen Feld angefreundet und dort Meisterschaft gespielt. Bei einem Spiel bin ich von einem Verein mehr oder weniger entdeckt worden und habe daraufhin drei Wochen lang dort trainiert. In Sao Paulo hat sozusagen meine „Karriere“ begonnen.

Du bist im Winter von Red Bull Brasil nach Salzburg gekommen. Wie waren deine ersten Tage in Salzburg?
Ich war in den letzten Jahren schon einige Mal in Salzburg, habe hier trainiert, aber auch Spiele absolviert. Bei der Next Generation Trophy 2011 konnten wir mit unserer Mannschaft den zweiten Platz erreichen – das war ein toller Erfolg für uns alle. Über einen längeren Zeitraum war ich allerdings noch nie hier! Mit dem Wetter und der Sprache hatte ich am Anfang richtig hart zu kämpfen – Schnee kannte ich bislang noch nicht bzw. wusste nicht, wie sich eine derartige Kälte anfühlt.

Mittlerweile hast du mit Red Bull Brasil und den FC Liefering bereits zwei Standorte kennengelernt. Was sollte man zu den einzelnen Standorten deiner Meinung nach wissen bzw. was sind die wesentlichen Unterschiede?
Ich bin der Meinung, dass es schon einige Unterschiede gibt. Es wird zwar eine ähnliche Spielweise forciert, aber trotzdem ist die Umsetzung am Platz eine andere. In Österreich gibt es mehr Zweikämpfe, man attackiert schneller und versucht, das Spiel auch als Verteidiger schnell zu machen und das Tempo hoch zu halten. In Brasilien ist alles etwas langsamer, die technischen Fertigkeiten werden forciert und das individuelle Können steht mehr im Vordergrund. Vom Tagesablauf ist vieles ähnlich, nur wird in Salzburg mehr trainiert (lacht). Auch von der Infrastruktur haben wir hier in Salzburg mit der neuen Akademie ganz andere Möglichkeiten. Soll aber nicht heißen, dass das Setting in Brasilien nicht gut ist!

Du hast nun schon ein paar Trainingseinheiten und Spiele in den Beinen. Wie ist dein Eindruck von der Art und Weise, wie hier Fußball gespielt wird und von deiner neuen Mannschaft?
Ich bin sehr froh, dass ich letztens gegen den LASK mein Debüt in der Liga feiern konnte. Ich war in den letzten Wochen oftmals leicht angeschlagen und konnte mich nie so richtig zeigen. Der erste Schritt ist somit gemacht. Jetzt, wo ich wieder fit bin, werde ich hart arbeiten und versuchen, mich Tag für Tag zu verbessern.

Unsere Mannschaft hat eine super Qualität und es herrscht ein toller Team-Spirit, was man auch in den letzten Spielen gesehen hat. Es macht einfach richtig Spaß.

Mit Joao Pedro hast du immer einen Landsmann an deiner Seite. Macht das im täglichen Training gewisse Dinge einfacher?

Ich empfinde das als sehr angenehm. Am Anfang war es noch ein wenig einfacher, da Lucas Venuto noch dabei war – da konnten wir sofort nachfragen, wenn uns etwas unklar war. Der hat einfach schon viel mehr verstanden als wir beide. Ich denke, wir haben uns mittlerweile schon gut eingelebt und schaffen es schon, mit allen zu kommunizieren. Ab und zu ist es natürlich lustig, wenn man mit jemandem auf Portugiesisch sprechen und einen Spaß machen kann. Gott sei Dank haben Pedro und ich einen Dolmetscher, der uns in den wichtigsten Sachen sprachlich am Platz, aber auch außerhalb unterstützt.

Mit André Ramalho und Felipe Pires haben es bereits zwei Akteure von der Akademie in Brasilien über den FC Liefering zur Profi-Mannschaft geschafft. Ist das für dich eine zusätzliche Motivation, dir den gleichen Weg zu erarbeiten?
Natürlich ist das eine tolle Motivation. Für uns alle bzw. für mich im Speziellen ist es sehr wichtig, zu sehen, dass man sich über den FC Liefering auch für die Profi-Mannschaft empfehlen kann und der Austausch so hervorragend funktioniert. Genau für diesen Schritt trainieren wir und geben in jeder unserer Einheiten und im Spiel das Beste. Ich tausche mich oft mit André und Felipe aus, sodass ich schon viel mitbekomme. Es bleibt mein Ziel, in einigen Monaten den nächsten Step zu machen! Bis dahin habe ich allerdings noch viel Arbeit am Platz und in der Kraftkammer vor mir.

Was für ein Spielertyp bist du?
Ich bin ein sehr schneller, stabiler Verteidiger und habe ein gutes, vor allem aber auch sicheres Passspiel. Ich denke, dass ich auch im Kopfball-Spiel nicht so schlecht bin. Mein großes Vorbild ist Thiago Silva. Wenn ich einmal so gut werde wie er, habe ich alles richtig gemacht (lacht).

Wie muss die restliche Saison verlaufen, dass du Ende Mai zufrieden in den Sommer-Urlaub gehst?
Wenn alles gut bzw. perfekt verläuft, kann ich mit einem ruhigen Gewissen nach Hause fliegen. Ich möchte mir einen Stammplatz erkämpfen, gute Leistungen zeigen und wenige Gegentore bekommen – daran wird eine Verteidigung immer gemessen. Sollte es jedoch anders verlaufen, werde ich auf meinen Heimaturlaub verzichten und weiterarbeiten. Fußball ist meine Leidenschaft und mein Beruf, dem ich alles unterordne, bis ich meine Ziele erreiche.

Was machst du in deiner Freizeit, um vom Fußball abzuschalten und wieder Kraft für die bevorstehenden Spiele zu tanken?

Ich hänge viel mit Joao, Felipe, Lucas und Paolo ab. Ich habe den „Elfer mit Venuto“ ein bisschen gelesen und muss sagen, er hat nicht gelogen. Er kann wirklich ausgezeichnet kochen und sorgt bei unseren PlayStation-Partien immer für unser leibliches Wohl – unglaublich gut! Da ich in der Akademie wohnhaft bin, dreht sich der ganze Tag um den Fußball. Aber ich denke, ich schaffe es trotzdem, gut abzuschalten, um mich wieder voll auf die neuen Aufgaben konzentrieren zu können.

Welche drei Wörter würden dir einfallen, wenn du dich selbst beschreiben müsstest? Warum hast du dir genau diese drei ausgesucht?
Da fallen mir auf die Schnelle Ruhe, Analytiker und Bodenständigkeit ein. Ich denke, ich bin ein sehr ruhiger Mensch, der die Dinge gerne mit etwas Abstand analysiert. Der Vorteil ist es, dass man es sachlich betrachtet und sich somit nicht von Emotionen steuern lässt. Eine Charaktereigenschaft, die ich definitiv von meinen Eltern mitbekommen habe, ist die Bodenständigkeit. Ich weiß es sehr zu schätzen, was mir hier in Salzburg und in meinem bisherigen Leben geboten wurde und bin sehr dankbar dafür. Ich möchte einfach meinen Eigenschaften und meinem Charakter auch in Zukunft treu bleiben – damit lebt es sich am besten.

Wo soll die Reise mittelfristig (3–5 Jahre) zukünftig hingehen? Was willst du in diesem Zeitraum erreichen?
Primär will ich einfach den Moment genießen, da ich mich sehr wohlfühle. Langfristig möchte ich natürlich bei einem international erfolgreichen Verein spielen, mit dem verdienten Geld meinen Eltern helfen und meiner Schwester ein Studium finanzieren. Viele Leute sprechen immer über Vereine in England oder Spanien. Ich finde, dass Red Bull Salzburg schon ein super Club ist – der Erfolg der letzten Jahre unterstreicht das. Von diesem Aspekt her muss kann man auch in Österreich einige schöne und vor allem siegreiche Jahre verbringen (schmunzelt). Ich möchte in meiner Karriere viele Titel gewinnen, dafür betreibe ich diesen Sport.