René Aufhauser wurde am 21. Juni 1976 in Voitsberg (Steiermark) geboren und schnürte in in der Kindheit seine Fußballschuhe für den Heimatverein Köflach. Sein Debüt in der Bundesliga gab der heute 38-Jährige am 1. März 1997 beim 4:0-Sieg im Lehener Stadion gegen den SCN FC Admira/Wacker. In seiner Karriere war der Defensivmann für Austria Salzburg, den GAK, den FC Red Bull Salzburg, den LASK und den FC Liefering im Einsatz.

Dabei bestritt der Vorzeigeprofi 579 Pflichtspiele (Bundesliga, Erste Liga, Regionalliga, Cup etc.) und absolvierte 45.262 Einsatzminuten. Insgesamt gelangen René Aufhauser 84 Treffer und 15 Assists. Seine 58 Einsätze in der österreichischen Nationalmannschaft (12 Tore) runden eine erfolgreiche Karriere (fünf Meistertitel, je zwei Cup- und Supercup-Erfolge) ab. Seit Juli 2014 gehört der Steirer als Co-Trainer zum Betreuerstab des FC Liefering.

Im aktuellen FC Liefering-Elfer spricht René Aufhauser über seine Aufgaben beim FC Liefering, die aktuelle Saison, das individuelles Kopfball-Spezialtraining, die Zusammenarbeit mit Peter Zeidler, sämtliche Highlights mit den jungen Spielern und wo er seine Zukunft sieht.

Seit Beginn dieser Saison bist du Co-Trainer beim FC Liefering. Wie geht es dir mit dieser neuen Herausforderung?
Eine sehr spannende Aufgabe, die gerade am Beginn sehr ungewohnt war – so ehrlich muss ich sein. Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob man Situationen als Spieler erlebt und versucht, diese zu verändern, oder ob man von der Outlinie ins Spielgeschehen eingreift. Ich habe sehr schnell erkannt, dass man als Aktiver gewisse Aktionen anders bewertet bzw. man in meiner jetzigen Situation auf andere Dinge achten muss, die man über Wochen beobachtet und dann im Coaching effektiv einbauen kann.

Ein Trainingstag läuft mit Sicherheit anders ab als zu deiner Zeit als Spieler. Wie sieht dein Tagesablauf aus bzw. was sind deine Aufgaben?
Der Zeitaufwand ist natürlich um einiges größer. Wenn wir zweimal pro Tag trainieren, treffen wir uns bereits um 8:00 Uhr, um gemeinsam zu frühstücken und beenden unseren Arbeitstag gegen 19:00 Uhr. Zu den wichtigsten Aufgaben gehören mit Sicherheit die Trainingsvorbereitung und Planung, Nachbereitung sowie die Spielvorbereitung in Form von Videoanalysen. Wir schauen uns gemeinsam viele Szenen an, besprechen das dann im Team ausführlich, bereiten alles gut auf und entscheiden dann, welche Aktionen wir den Spielern zeigen. Der Tag ist ganz gut gefüllt und lässt wenig Leerlauf übrig. Gott sei Dank gibt es nicht nur englische Wochen, sonst hätten wir wirklich ein Zeitproblem (lacht). Der Rhythmus von Freitag zu Freitag passt super, da bleibt dazwischen auch mal ein Tag, an dem man ein wenig durchschnaufen kann.

Viele Spieler erwähnen die Sondereinheiten zur Verbesserung des Kopfballspiels mit dir. Wie kann man sich das konkret vorstellen?
Individualtraining ist bei uns ein großes Thema! Manche Spieler bringen von Natur aus die richtigen Voraussetzungen (Sprungkraft, Technik und Mut) mit, sodass man nur noch an Details arbeiten muss bzw. es nur viel Übung in der Praxis bedarf. Bei anderen muss man viel weiter hinten anfangen und das Ganze strukturiert aufbauen – von der richtigen Technik bis zum Unterschied zwischen offensiven und defensiven Kopfbällen. Die Jungs sind in Sachen Einstellung fantastisch, da man mit wenig Aufwand schnell erkennbare Erfolge erzielt. Der einzige Wermutstropfen ist, dass wir noch immer kein Kopfballtor erzielen konnten und somit effektiv noch nichts herausgeschaut hat.

Peter Zeidler betont oft, wie toll der Betreuerstab beim FC Liefering ist und wie super das Team eingespielt ist. Wie würdest du die Zusammenarbeit mit Peter Zeidler charakterisieren?
Die Zusammenarbeit sucht wirklich ihresgleichen. Ich kann mir von Peter und vom gesamten Betreuerstab sehr viel abschauen und nutze jede Möglichkeit, mir neue Dinge anzueignen. Ich fühle mich richtig wohl und kann mich in vielen Bereichen einbringen. Ich habe es oftmals in meiner aktiven Karriere erlebt, dass Erfolge nur dann entstehen können, wenn zum einen die Spieler eine eingeschworene Truppe sind und das zum anderen auch beim Betreuerteam der Fall ist. Ich denke, man sieht in vielen Momenten, dass das auf uns alle zutrifft und wir gemeinsam an einem Strang ziehen – das macht das Ganze aus und äußerst reizvoll! Natürlich gibt es auch Dinge, die man ordentlich ausdiskutiert und auf einer professionellen Ebene abarbeitet. Das ist aber völlig normal. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich in die Akademie zum Training komme und mit diesen Menschen täglich zusammenarbeiten kann.

61 Punkte nach 31 gespielten Partien und Tabellenplatz 1. Wie fällt dein bisheriges Resümee aus?
Für uns war es sehr überraschend, dass wir nach 31 gespielten Runden immer noch vorne dabei sind. Mit dem hätte am Saisonbeginn keiner gerechnet, so ehrlich müssen wir sein. Nichtsdestotrotz haben sich die Jungs mit ihren Leistungen diese Position verdient. Das Schöne daran ist, dass wirklich jeder Einzelne von der erfolgreichen Saison profitiert. Was mich ein wenig stört, sind die vielen Gegentore und dass wir es den Gegnern oftmals zu leicht machen, zu Chancen zu kommen. Das resultiert aber meistens aus unserem risikoreichen Spiel. In diesem Bereich können wir uns noch um einiges steigern und verbessern. Das macht das Arbeiten mit den Jungs aber erst spannend – trotzdem hoch zu verteidigen und den Gegner sehr früh zu stören. Das Augenmerk liegt aber auch auf dem Raum zwischen dem letzten Innenverteidiger und dem Torhüter, der von der Viererkette trotzdem gut abgedeckt werden muss. Mir ist bewusst, dass das eine schwierige Aufgabe ist – das kenne ich noch aus meiner Spieler-Zeit. Ich bin allerdings zuversichtlich, dass wir uns auch in diesen brenzligen Situationen weiter steigern können.

Wie müssen die letzten fünf Partien verlaufen, dass du am 29. Mai mit der Saison restlos zufrieden bist?
Primär ist die Entwicklung unserer Spieler wichtig, nicht aber die Tabellenplatzierung. Nichtsdestotrotz sind wir im Profibereich, wo nun mal Siege, Punkte und der Tabellenplatz eine Rolle spielen. Wir haben bislang wirklich in vielen Belangen eine herausragende Saison gespielt, die wir natürlich auch würdig abschließen möchten. Unsere Mannschaft kann in der jetzigen Phase lernen, mit dem Druck umzugehen, das kann sich sicherlich auf die weitere Karriere positiv auswirken. Auch wenn man dem noch nicht 100%ig gewachsen ist und nicht ganz an seine gewohnten Leistungen anschließen kann, ist es ein wichtiger Lernprozess. Ich traue einigen von unseren Spielern zu, irgendwann in der Bundesliga zu spielen und dort um Meistertitel zu kämpfen. Solche Situationen prägen einen jungen Akteur!

In der laufenden Saison haben einige junge Spieler wie Konrad Laimer, Felipe Pires, Duje Caleta-Car etc. den Sprung zu den Profis des FC Red Bull Salzburg geschafft und dort auch wichtige Einsatzminuten erhalten. Wie stolz macht das den Trainerstab?
Wir versuchen, unsere Aufgaben und Vorgaben bestmöglich zu erfüllen und die Spieler optimal an die erste Mannschaft heranzuführen. Die Spieler, die aus der Akademie zu uns hochgezogen werden, werden bei uns weiter gefordert und weiter geformt. Logisch, dass wir stolz sind, wenn wieder einer unserer Jungs nach oben beordert wird und dort auch Einsatzminuten erhält – alle haben sich das bislang redlich verdient. Es können natürlich nicht alle bei unseren Profis unterkommen, das soll aber nicht heißen, dass sie es nicht trotzdem zu einem anderen Verein in die Bundesliga schaffen. Ich bin mir ziemlich sicher, es werden sich viele Klubs freuen, wenn sie früher oder später Spieler in ihrer Mannschaft haben, die bei uns ausgebildet wurden. Wenn nicht im Sommer, dann in den nächsten ein bis zwei Jahren – da bin ich mir sicher!

Vor knapp einem Jahr hast du beim 1:0-Erfolg gegen Kapfenberg dein letztes Karrierespiel für den FC Liefering absolviert. Hat es Momente in der letzten Saison gegeben, wo du am liebsten wieder selbst gespielt hättest?
Wenn ich ehrlich bin, habe ich meiner Entscheidung nie nachgetrauert bzw. hat es nicht mehr gejuckt, selbst auf Profi-Niveau zu spielen. Vor einem Jahr ist März/April das Gefühl gereift, dass es wohl der richtige Zeitpunkt für ein Ende der aktiven Karriere ist. Jogi (Anm. Zsolt Löw) wurde am Ende der Saison zu den Profis hochgezogen und ich bin dem Verein und Peter sehr dankbar, dass ich diese Möglichkeit erhalten habe. Ich habe mich vom ersten Tag an in meiner Rolle als Co-Trainer wohlgefühlt. Ab und an spiele ich noch beim Aufwärmen beim „Höschi“ mit, was immer richtig lustig ist. Geht sich das mal nicht aus, geht es mir schon ab – aber das ist das Einzige (lacht). Ich bin nach wie vor mit der Entscheidung zufrieden und genieße meine Aufgabe.

Du hast als Spieler, aber jetzt auch als Co-Trainer beim FC Liefering einige Highlights erlebt. Kann man ein spezielles herausheben? Wenn ja, warum?
Als Spieler war es eine richtig coole Zeit, zumal wir wirklich ein eingeschworener Haufen waren und uns auch abseits des Platzes super verstanden haben. Die Mischung zwischen jungen und alten Spielern war wirklich perfekt. Mich auf ein Highlight festzulegen, fällt mir richtig schwer (schmunzelt). Die beiden Duelle gegen Austria Salzburg waren in dieser Zeit etwas Besonderes, aber auch die zwei Aufstiegsspiele gegen den LASK waren sicherlich Highlights. Die „Meisterfeier“ bei der Heimfahrt im Bus, ohne vorher zu duschen, wird mir noch ewig in Erinnerung bleiben (lacht). In der heurigen Saison war der 6:3-Erfolg in Mattersburg etwas ganz Spezielles. Wenn man bedenkt, dass wir nach 10 Minuten 0:3 im Rückstand waren und die Partie trotzdem souverän und verdient gewonnen haben. Ich bin davon überzeugt, dass ich ein derartiges Spiel in meiner weiteren Trainerkarriere nicht mehr erleben werde.

Der umfangreiche Trainerjob beinhaltet nicht nur Trainings und Spiele, sondern auch viel Planung und Tüfteleien. Was machst du mit der wenigen Freizeit, um dann doch einmal vom Fußball abzuschalten und wieder Kraft für die bevorstehenden Aufgaben zu tanken?
Zeit für ein sportliches Hobby bleibt leider keine übrig. Meine Frau macht Agility (Anm. Hundesport), wo Hunde über Hürden springen, durch einen Tunnel laufen bzw. einfach gesagt einen Parcours so schnell es geht bewältigen müssen. Ich unterstütze meine Frau sehr gerne dabei und habe mich mittlerweile schon ein wenig anstecken lassen. Meistens zwar nur in der Zuschauerrolle, aber ab und zu bin ich auch selbst aktiv – wirklich spannend und toll zum Abschalten. Meine beiden Söhne spielen in Anif Fußball. Da heißt es oftmals, zuschauen bzw. Taxi spielen (schmunzelt).

Welche Ziele hast du als Trainer noch? Wo soll die Reise hingehen?
Ich fühle mich in meiner jetzigen Position sehr wohl und mir macht die reizvolle Aufgabe mit den jungen Spielern sehr viel Spaß. Jedes halbe Jahr, wenn wieder ein paar aus der Akademie zu uns kommen, bekommen wir ja eine neue Herausforderung (lacht). Langweilig und monoton wird es mit Sicherheit nicht. Für mich zählt das Jetzt, und der Rest ist Zukunftsmusik. Ich will meine ganze Energie in den FC Liefering stecken und bin in einer optimalen Position, in der ich noch sehr viel lernen kann.