Interessante Einblicke in das Leben des sympathischen Japaners
Masaya Okugawa, geboren am 14. April 1996 in Shiga (JPN), jagte bereits mit fünf Jahr dem runden Leder nach und nutzte jede Möglichkeit, seine Leidenschaft zu leben. Der junge Japaner entschied sich nicht für Baseball, was zu diesem Zeitpunkt klar die Sportart Nummer eins war. Von früh bis spät gab es nur eines – der Ball musste auf schnellstem Weg ins Tor. Erst im Laufe der Zeit gewann der Fußball mehr an Popularität – die Fußballweltmeisterschaft 2002 (Japan und Südkorea) stellte einen bedeutenden Meilenstein in der heimischen Entwicklung dar. Eine Veranstaltung gespickt mit vielen Stars, die der heute 19-Jährige natürlich bereits damals genau analysierte: „Wir haben die großen europäischen Ligen regelmäßig mitverfolgt und kannten dadurch zahlreiche Spieler, die bei der WM teilnahmen. Am meisten faszinierten mich Real Madrid und Barcelona, diese Teams haben mich in ihren Bann gezogen. Jeder kleine Junge hat Träume, sieht sich irgendwann bei so einem Verein. Ich wollte unbedingt einmal zu einem dieser beiden Klubs und vor dieser großen Fankulisse spielen. Jetzt steht allerdings mein Engagement in Salzburg im Vordergrund, der Traum ist noch ganz weit weg - es wartet noch sehr viel Arbeit.“
An einem schönen Herbsttag trafen wir uns mit dem sympathischen Masaya Okugawa in Salzburg, schlenderten durch die Stadt, plauderten über Gott und die Welt und erhielten viele interessante Einblicke in sein Leben. Unsere Tour durch die Festspielstadt startete in der wohl bekanntesten Gasse Salzburgs, der Getreidegasse. Nach wenigen Schritten standen wir vor „Mozarts Geburtshaus“, umringt von einer japanischen Reisegruppe, die mit ihren Mobiltelefonen, iPads und Spiegelreflexkameras das Gebäude aus jeder möglichen Perspektive ablichtete und versuchte, dem 19-jährigen Kicker ein paar Informationen zu entlocken. „Ich finde es wichtig, dass man sich auch mit der Geschichte der Stadt, in der man lebt, beschäftigt. Mozart ist ja in Salzburg allgegenwärtig, egal ob als Statuen oder auf kleinen Schokoladekugeln. Ich weiß zwar nicht, wie viele Besucher im Jahr vor diesem Gebäude stehen, aber seine Musik hat definitiv auf der ganzen Welt einen großen Eindruck hinterlassen. Das zeigt alleine schon das Interesse meiner Landsleute (lacht). Auch die Getreidegasse hat Stil und lebt von ihrem speziellen Charme. Man nimmt viele Dinge anders wahr, wenn man hier lebt, als wenn man nur als Tourist in der Stadt ist.“ Während wir zusammen durch die Getreidegasse spazierten und uns durch die Menschenmassen kämpften, erzählte Masaya Okugawa über seinen Start in Salzburg.
Im Sommer 2015 kam der Wechsel von Kyoto Sanga FC nach Salzburg zustande, nachdem der wieselflinke Japaner mehrmals beobachtet worden war und in der Mozartstadt den nächsten Schritt seiner Karriere anging. „Gerade am Anfang war es nicht einfach für mich. Du kommst in ein fremdes Land, alles ist neu, und du kannst dich kaum verständigen. Yuki (Anm.: Betreuer und Übersetzer) hat mir gerade in dieser Phase sehr geholfen, mir viele Dinge einfacher gemacht. Salzburg ist für mich der perfekte Standort, um in Europa Fuß zu fassen und meinen geplanten Weg zu gehen. Ich bin sehr glücklich, dass ich hier sein kann.“ Masaya Okugawa ist auch abseits des Platzes engagiert und opfert sehr viel Zeit und Energie dafür, unsere Sprache möglichst schnell zu erlernen. Hierfür hat der Mittelfeldspieler zwei fixe Deutschstunden pro Woche, paukt aber auch in seiner Freizeit – je nach Trainings- und Spielplan – regelmäßig, quatscht schon fleißig mit seinen Mitspielern und sorgt bereits für den einen oder anderen faszinierenden Blick, der seinen diesbezüglichen Fortschritten geschuldet ist.
In den letzten fünf Monaten hat der 176 cm große Japaner hart und kontinuierlich an der Verbesserung seiner Stärken sowie an seinen Schwächen gearbeitet und versucht, sein physisches Defizit mit zahlreichen Extraeinheiten in der Kraftkammer wettzumachen. Aber auch nach dem Training bleibt er oftmals gemeinsam mit Hee Chan Hwang, der seit Wochen eine wichtige Bezugsperson ist, auf dem Rasen. Gemeinsam versuchen sie verschiedenste Schussvarianten und Techniken, probieren unzählige Tricks, die bis zur Perfektion geübt werden. „Mit Hee Chan habe ich einen großartigen Menschen als Freund gewonnen. Wir versuchen uns zu pushen, damit wir nicht stehen bleiben – wollen uns immer verbessern. Wir spielen oftmals unterschiedliche taktische Systeme, doch ich denke, ich passe mit meiner Aktionsgeschwindigkeit und meiner Eins-gegen-eins-Stärke gut in dieses Anforderungsprofil. Daher versuchen wir uns viele Facetten anzueignen, diese zu automatisieren und somit unberechenbarer zu sein.“
Ist es Zufall, dass wir gerade durch die Dombögen gehen und uns über taktische Spielsysteme unterhalten, während zwei ältere Herren sich ihren Spielplan auf dem großen Schachfeld am Kapitelplatz zurechtlegen.
Es gibt ja bekanntlich einige Unterschiede zwischen Österreich und Japan, doch welche sind für Masaya Okugawa die wesentlichsten? „Auf alle Fälle die Zeitverschiebung, aber auch der Straßenverkehr. Zu Hause hat man als Autofahrer die besseren Karten, hier in Österreich richtet sich sehr viel nach den Fußgängern – das war ungewohnt. Natürlich sind die Essensgewohnheiten auch komplett anders.“ Das kulinarische Highlight neben dem traditionellen Wiener Schnitzel ist der Kaiserschmarrn, den die Spieler am Nachmittag vor jedem Pflichtspiel aufgetischt bekommen. „Vom Kaiserschmarrn war ich echt positiv überrascht und habe nicht damit gerechnet, dass er so gut schmeckt. Beim Wiener Schnitzel war ich ein wenig perplex, denn ich konnte mir wirklich nicht vorstellen, dass man Fleisch mit Marmelade (Anm.: Preiselbeeren) essen kann,“ findet der 19-Jährige die kulinarische Zusammenstellung immer noch amüsant.
Bei strahlendem Sonnenschein ging es nun an der Pferdeschwemme vorbei zum Mönchsberglift, der uns zum M32 und einer einzigartigen Aussicht bringen sollte.
Bei den Fragen nach seinem Spielritual und seinem Idol kommt Masaya Okugawa ins Schwärmen, die Mundwinkel wandern nach oben bis zu einem strahlenden Lächeln. Es ist wohl kaum verwunderlich, dass der FC Liefering-Akteur ein begeisterter Fan von Neymar ist, zumal er selbst von zahlreichen Menschen als „der japanische Neymar“ bezeichnet wird. „Eigentlich halte ich nicht viel von Glücksbringern oder Ritualen, aber ich habe mir eine Kleinigkeit von meinem Idol abgeschaut. Ich habe einmal im Fernsehen gesehen, dass sich Neymar ein Tape um das rechte Handgelenk wickelt. Von diesem Zeitpunkt an habe ich das auch gemacht. Das hat mir schnell Glück gebracht und ich habe es deshalb bis heute beibehalten. Ich verwende allerdings das klassische weiße Tape – passt ja besser zu unserem Trikot,“ erzählt der Mittelfeldspieler mit einem Zwinkern.
Mittlerweile spazierten wir quer über den Mönchsberg, das heruntergefallene Laub raschelte unter unseren Füßen und wir genossen die warmen Sonnenstrahlen. Masaya ließ uns an seinen Zukunftsgedanken teilhaben und plauderte munter drauflos. „Momentan ist Salzburg in allen Belangen die richtige Entscheidung, doch jeder Spieler hat Wünsche und Träume. Wie eingangs erwähnt, habe ich ein Ziel. Dem werde ich alles unterordnen, weiterhin hart trainieren, für meinen Traum und meine Überzeugung kämpfen. Auch wenn ich erst am Anfang meines Wegs bin.“ Masaya Okugawa blickte auf die Uhr: „Es war ein richtig schöner Nachmittag mit euch, hat Spaß gemacht. Ich muss jetzt allerdings zurück in die Akademie, weil ich vor dem Training noch mein Zusatzprogramm in der Kraftkammer absolvieren möchte.“
Zum Abschluss standen wir noch kurz vor dem Museum der Moderne, ließen unseren Blick über das Panorama und die Stadt Salzburg wandern, bis wir auf die Festung – das Wahrzeichen der Landeshauptstadt – zu sprechen kamen. „Gott sei Dank sehen wir uns das heute aus der Ferne an (schmunzelt), nicht wie bei meinem ersten kulturellen Ausflug – da sind wir zu Fuß hinaufgegangen. Es hat sich auf alle Fälle ausgezahlt, auch wenn der Weg nach oben weit war. Der Ausblick und die Museen, samt ihrer bewegenden Geschichte, haben mich zutiefst beeindruckt.“
Nach einiger äußerst informativen Tour, gepaart mit vielen Eindrücken ging es nun mit dem Lift wieder hinunter. Dort trennten sich unsere Wege, denn der fokussierte Japaner musste zurück in die Akademie Liefering und war nun mit seinen Gedanken bereits wieder bei seinem Job. In Kürze geht es nach Hause, wo er den kurzen Winterurlaub mit seiner Familie sicherlich genießen sowie neue Kraft und Energie für das Frühjahr tanken wird. Danke, Masaya Okugawa, für deine Zeit, und alles erdenklich Gute für deine Zukunft.